ifo Langfristprognose: Wohnungsbau stimuliert Bauvolumen
Dank einer steigenden Wohnungsbaunachfrage wird die Bautätigkeit in Deutschland in den Jahren 2011 bis 2020 moderat zunehmen. 2020 dürfte das Bauvolumen einen Umfang von rund 254 Mrd. € (in Preisen von 2000) erreichen (Stand 2010: 244 Mrd. €). Für die kommende Dekade ergibt sich damit ein durchschnittliches jährliches Wachstum von knapp 0,5 %. Dies ist eines der Hauptergebnisse der aktuellen Bauvorausschätzung des ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München.
Stimulierend auf die Bauaktivitäten wirkt vor allem der Wohnungsbau, der in den nächsten zehn Jahren um durchschnittlich knapp 1 % p.a. steigen wird. Neben weiter umfangreichen Maßnahmen im Bestand dürfte sich der Neubau nachhaltig beleben. Noch relativ niedrige Hypothekenzinsen, Inflationsängste und positive Einkommenserwartungen veranlassen derzeit zahlreiche Haushalte zum Bau und Erwerb von Wohneigentum. 2013 dürften wieder mehr als 200000 Neubauwohnungen errichtet werden; die Zahl der Fertigstellungen wird dann um fast 50 % über dem historischen Tiefststand aus dem Jahr 2009 (136500 Einheiten) liegen. „Nach etlichen Jahren schrumpfender Neubautätigkeit sehen wir im Wohnungsbau den Beginn einer dauerhaften Aufwärtsentwicklung“, so die ifo-Experten Erich Gluch und Ludwig Dorffmeister in ihrer Einschätzung.
Die gewerblichen Bauausgaben dürften hoch bleiben, aber nicht wesentlich zunehmen. „Die wirtschaftlichen Perspektiven und der notwendige Umbau der energetischen Infrastruktur machen eine deutliche Einschränkung der gewerblichen Bauleistungen in den kommenden Jahren mehr als unwahrscheinlich“, meint Erich Gluch.
Der Umfang der öffentlichen Bauvorhaben dürfte bis 2020 von 38,5 Mrd. € auf unter 35 Mrd. € (jeweils in Preisen von 2000) sinken. Trotz anhaltend hohem Sanierungsbedarf – etwa der Verkehrsinfrastruktur – wird die Höhe der Bauausgaben auch in Zukunft maßgeblich von der öffentlichen Kassenlage abhängen. Zwar werden 2011 noch etliche Bauprojekte aus den Konjunkturprogrammen der Bundesregierung zu Ende geführt, doch schon jetzt stehen die Zeichen auf nachhaltiger Haushaltskonsolidierung. „Die für die nächsten Jahre erwarteten merklichen Steuerzuwächse dürften an der Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand nur wenig ändern“, so die Experten vom ifo.
Quelle: ifo Institut für Wirtschaftsforschung, 2011
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